Rezension „Der Schachbooster“
„Der Schachbooster“ von Michael Busse ist Anfang 2024 im Humboldt Verlag erschienen und ist für 22 Euro zu erwerben.
Der Autor Michael Busse ist in der deutschen Schachszene kein Unbekannter. Er betreibt den populären Schachpodcast „Schachgeflüster“, hat die Schachgeflüster-Facebook-Gruppe mit über 3.000 SchachenthusiastInnen gegründet, welche er regelmäßig mit Neuigkeiten aus der Schachwelt speist, und ist Autor für das Schach-Magazin64.
In der Pressemeldung des Humboldt Verlags wird Der Schachbooster als „Lesebuch“ und nicht als Sachbuch beworben, sodass es eben nicht „ein Buch mit endlos vielen Diagrammen und Zugvarianten, die auf viele Leser und Leserinnen abschreckend wirken könnten“ ist. Des Weiteren soll man vom Schachbooster „Tricks und Tipps von Großmeistern, die Michael Busse in seinem Podcast oder Interviews gesammelt hat“ sowie „viele weiterführende Informationen über Ressourcen sowie (gedankliche) Hilfsmittel, mit denen Schachfreunde selbstständig an ihrem Schach arbeiten können“ erwarten können.
Das etwa 220 Seiten lange Lesebuch eröffnet seine Weisheiten mit einem Vorwort vom deutschen Großmeister und zweifach deutschen Meister Niklas Huschenbeth. Es folgt eine Einleitung, nach der die „Tricks und Tipps“ in 10 Kapiteln unterteilt werden. Die Textblöcke werden von Schachzitaten, kleine Schach-Comics oder –Bilder und bunte Merkkästchen aufgelockert. In den verschiedenen Kapiteln findet man außerdem mehrere QR-Codes von Stellungen, die auf die online Plattform Lichess.org führen, um das entsprechende Diagramm zu bearbeiten oder analysieren. Dieses Feature macht das Leseerlebnis interaktiver, eine Qualität, die besonders nach dem online Boom im Schach wohl kaum mehr wegzudenken ist.
Das Buch ist durchaus für AnfängerInnen, die das Erlernen des Schachspiels locker angehen wollen, geeignet. Es ist sehr textlastig, wodurch es sich wie ein Erfahrungsbericht oder eine Schachgeschichte von einem erfahrenen Schach-Amateur – was der Autor auch ist – lesen lässt. Zu erwähnen bleibt, dass obwohl die bekannten „goldenen Regeln des Schachs“ und einleuchtende Grundprinzipien vermittelt werden, viele Tipps und Tricks, die der Autor in seiner Reihe an Schach-Interviews gesammelt haben soll, leider meistens ohne Quelle bleiben, welches für die Leserinnen und Leser, die nicht mit dem Podcast vertraut sind, von Nachteil ist.
Unter Berücksichtigung, dass der mehrheitliche Teil des Inhalts des Buches auf die Meinung und Erfahrung des Autors basiert, hätte ich mir diesbezüglich eine präzisere Vermarktung (auch auf dem Cover des Buches) gewünscht, da diese leicht irreführend sein kann. Wer keinen Zugang zu dem entsprechenden Pressemeldungen hat und lediglich aufgrund des Buches es einschätzen sollte, könnte leicht in die Irre geführt werden und das Buch für ein seriöses Begleitwerk für die eigenen Schach-Studien halten, anstatt für eine leichte Lektüre über die Einführung ins Schachspiel mit persönlichen Erfahrungen und auch etwas konservative Meinungen des Autors.
Der Schachbooster kann durchaus ein schönes Geschenk an LiebhaberInnen des Schachgeflüsster Podcasts oder EinsteigerInnen des Schachspiels sein. Erfahrene (Vereins) SpielerInnen werden dem Werk wohl nichts Neues abkaufen können, außer das Vergnügen des Leseerlebnisses.
Von Pressesprecherin Tatiana Flores